Der Zunder und das Anzündholz sind fachmännisch so angeordnet, dass sie wie eine winzige Blockhütte aussehen, und man braucht nur ein Streichholz, um das Feuer zu entfachen. Dann kommen ein paar Äste einer längst abgestorbenen Fichte und schließlich abgesplittertes Totholz einer Lärche dazu – alles vor Ort im Gebüsch gesammelt. Schließlich lodert das Feuer und das legendäre Shore Lunch lässt nicht lange auf sich warten! Diese besondere Mittagsmahlzeit am Ufer eines Flusses oder Sees gehört zu jedem anständigen Angeltrip in Manitoba dazu. Sie besteht aus frisch gefangenem Zander, Bohnen aus der Dose und Kartoffeln jeglicher Art, die das obligatorische Dreierlei auf dem Teller bilden und immer über dem Feuer gekocht werden. Sie ist eine willkommene Pause, um mal das Angelboot zu verlassen, sich an Land die Beine zu vertreten und vielleicht sogar ein paar Angelgeschichten zu erzählen.
Shel Zolkewich, Journalistin von Beruf und Abenteurerin im Herzen, erzählt uns interessante Fakten über Manitobas ultimative Mahlzeit unter freiem Himmel:
Angel-Guides = Shore Lunch-Macher
Manitobas Truppe an fachkundigen Angel-Guides ist die beste Voraussetzung für den Erfolg eines jeden Shore Lunchs – angefangen damit, dass sie ihren Angel-Schützlingen zunächst einmal die Richtung weisen, um den Zander im Gewässer zu finden und damit fangen zu können. Im Sinne der Bestandserhaltung, die die Fischerei in der Provinz so stabil hält, werden immer nur so viele Fische entnommen, wie für das Mittagessen benötigt werden. Die Fische werden in der Regel gleich am Morgen aus dem kühlen Nass geholt und bis zum Verzehr am Mittag in einen Lebendbehälter gelegt. Sobald das Mittagessen gesichert ist, beginnt der deutlich schwierigere Fang nach lebhaften Hechten oder Forellen.
Zurück an Land suchen die Guides, sobald das Feuer ein wenig heruntergebrannt ist, einen flachen Stein oder ein Stück Holz und bereiten mit blitzenden Messern einen Haufen butterweicher Filets zu. Am Feuer wird schließlich eine riesige Pfanne mit reichlich Rapsöl gefüllt, während der Fisch in einer fast immer geheimen Paniermischung gewendet wird. Ein paar Dosen Bohnen werden geöffnet und zum Aufwärmen an den Rand des Feuers gestellt. In einer anderen Pfanne gleiten die handgeschnittenen Kartoffelschnitzen in noch heißeres Öl. Und schon ist die Zubereitung des Mittagessens in vollem Gange!
Kreative kulinarische Noten
In punkto Shore Lunch hat jede Lodge und jeder Angelausrüster seine ganz eigene Handschrift. Bei Gangler’s Sub-Arctic werden beispielsweise Babykartoffeln in Scheiben geschnitten und gewürzt, bevor sie in der Pfanne goldgelb gebraten werden. In der Aikens Lake Wilderness Lodge haben die Gäste die Wahl zwischen gebratenen Zanderfilets mit Senf-, Cajun- oder Zitronenpfefferkruste, die von den Guides mit kulinarischem Gespür zubereitet werden. Die Angel-Guides von Eagle Nest Landing dagegen haben die knusprigste Panade aus einem beliebten Frühstücksmüsli kreiert! Und im North Haven Resort gibt es zum Mittagessen am Seeufer vielleicht ein süß-saures Stir-Fry, Honig-Knoblauch-Filets oder pikante Fisch-Nuggets à la Buffalo Wings.
Das Mittagessen ist eine echte Gelegenheit für die Guides und Köche einer Lodge, sich kulinarisch auszutoben - es gibt Zwiebelringe, Pilze und Paprika zu den Bohnen, dick geschnittenes hausgemachtes Brot und sogar frisch gebackene Schokokekse. Dazu wird scharfe Soße und Ketchup, Remoulade und Zitrone und vielleicht sogar ein kühles Glas Chardonnay gereicht. Nun heißt es, den Teller beladen, am Picknicktisch Platz nehmen und diese ultimative Mahlzeit unter freiem Himmel genießen! Und gerade wenn man denkt, dass wirklich nichts mehr reinpasst, wird man erneut von einem kleinen Stück knusprigen Fisch in Versuchung geführt. Ein. Letztes. Stück.
Do it yourself
Wer einmal ein Shore Lunch probiert hat, wird sich immer wieder danach sehnen. Mit ein wenig Know-how kann auch jedes eigene Angelabenteuer ein unvergessliches Mittagessen am See- oder Flussufer beinhalten. Sogar auf dem Campingplatz oder zu Hause kann man die Erinnerung an ein Shore Lunch auffrischen (natürlich immer unter Berücksichtigung der jeweiligen Vorschriften für offenes Feuer und fürs Angeln). Und so geht's:
Das Feuer sollte zuerst etwas heruntergebrannt sein, bevor man mit dem Kochen beginnt. Eine tiefe, schwere Bratpfanne, bevorzugt eine langlebige aus Gusseisen, ist das Arbeitsgerät der Wahl. Außerdem werden eine lange Zange sowie qualitativ hochwertige Ofenhandschuhe benötigt.
Am meisten Spaß macht es, seinen eigenen Fisch zu fangen. Wer aber gerade nicht am Wasser ist oder keine Gelegenheit zum Angeln hat, kann den Zander ausnahmsweise auch auf dem Fischmarkt oder in einem gut sortieren Fischgeschäft kaufen.
Ein dreistufiges Verfahren garantiert, dass man das Beste aus dem köstlichen Fisch herausholen kann. Die Filets müssen zunächst in Wasser oder Milch getaucht werden, um sie anzufeuchten. Dann kommt die Panierung nach Wahl. Eine Mischung aus gleichen Teilen Maismehl und Weizenmehl ergibt eine schöne, knusprige Panade. Auch mit handelsüblichen Fertigmischungen kann man eigentlich nichts falsch machen. Der kritischste Punkt bei der Zubereitung ist zweifellos die Temperatur des Öls. Am besten eignet sich Rapsöl, das konstant bei einer Temperatur von 190° Celsius gehalten werden sollte. Hier rentiert sich die Investition in ein Küchen-Thermometer.
Rezept für ein klassisches Shore Lunch
4 Zanderfilets
½ Becher Milch oder Wasser
für die Panade Würzmischung al gusto
1 Liter Rapsöl
In der Pfanne wird das Rapsöl auf 190°C erhitzt. Die Filets in Milch oder Wasser und dann in die Panade tauchen. Überschuss abschütteln. In die Pfanne gleiten lassen und vier Minuten lang frittieren, nach der Hälfte der Zeit einmal wenden. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Mit Sauce Tartar und Zitronenspalten servieren. Die Reste für Fisch-Tacos aufheben.
Tipps vom Profi
Der Zander („Walleye“), der als offizieller Fisch Manitobas anerkannt ist, ist die begehrteste Fischart in den Gewässern der Provinz und wird bei Fischliebhabern für seine butterweichen Filets geschätzt. Aber wenn man einen Fischmarkt besucht oder in einem Restaurant die Speisekarte studiert, stolpert man häufig über das Wort „Pickerel“. Keine Sorge, hierbei handelt es sich um den gleichen, köstlichen Fisch, es ist nur ein anderer Name.
Die Bakers Narrows Lodge in der Nähe der kleinen Stadt Flin Flon ist sehr stolz auf ihr hervorragendes kulinarisches Angebot. Die Angelmöglichkeiten am nahegelegenen Lake Athapapuskow sind einfach unübertroffen. Ihre hauseigene Gewürz-Kreation „Crispy Seasoned Coating“ ist sogar eine eigene Marke und immer ein großer Hit beim Shore Lunch. Die Gewürzmischung gibt es in Lebensmittelläden in Manitoba oder kann direkt bei der Lodge bestellt werden.
Weitere Informationen über Manitoba gibt es unter www.travelmanitoba.com.
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