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Auf den Spuren von Louis Riel, Gründervater der Provinz Manitoba


Louis Riel - Quelle: Archives of Manitoba

Jedes Jahr am dritten Montag im Februar wird in Manitoba der Louis Riel Day gefeiert. Der Name dieses Mannes taucht in der gesamten Provinz immer wieder auf und es gibt viele Sehenswürdigkeiten, Museen und geführte Touren, die sich seinem Vermächtnis widmen.


Doch wer war dieser Louis Riel überhaupt? Geboren im Jahr 1844 in der Red River Kolonie – so wurde seinerzeit das Siedlungsgebiet rund um das heutige Winnipeg bezeichnet – avancierte er als junger Mann zum Politiker. Als Anführer der Métis, d.h. der Nachfahren europäischer Pelzhändler und Frauen indigener Abstammung, gelang es ihm in der Red River Widerstandsbewegung, eine eigene Provinz innerhalb der Dominion of Canada zu erkämpfen. Er wurde Vorsitzender der provisorischen Regierung, der ersten demokratisch gewählten Regierung im Rupert's Land, und handelte 1870 den Beitritt Manitobas als erste westliche Provinz in die kanadische Konföderation aus. Er gilt daher bis heute als Gründervater Manitobas.

Louis Riel war in ganz Kanada eine eher umstrittene Persönlichkeit. Er galt wegen seines Widerstands gegen die Regierung offiziell als Verräter, wurde aber stets eher als Held betrachtet, weil er sich für die Rechte der Métis und der frankophonen Bevölkerung einsetzte. Erst im März 1992 erkannte die kanadische Regierung Louis Riel offiziell als Gründer Manitobas an und machte ihn damit zu einem der Väter der Konföderation.


Heutzutage kann man sich insbesondere in der Provinzhauptstadt Winnipeg auf seine Spurensuche begeben. An der Saint-Boniface University trifft man auf die erste von mehreren Louis Riel Statuen in der Stadt. Diese besondere Skulptur stammt aus dem Jahr 1973 und ist ein Gemeinschaftswerk der Künstler Marcien Lemay und Étienne Gaboury. Sie ist fast so umstritten wie der Mann, den sie darstellt. Die Statue zeigt einen gequälten, entstellten und nackten Louis Riel. Er ist von zwei steinernen Halbkreisen umschlossen, die die beiden gegensätzlichen Komponenten seines Lebens symbolisieren: die französische und die englische Seite. Das Denkmal stand ursprünglich auf dem Gelände des Parlamentsgebäudes, wurde aber 1995 umgesetzt und vor die Tore der Universität platziert.


Louis Riel Denkmal an der Saint-Boniface University - Credit: Travel Manitoba

Ganz in der Nähe befindet sich der Friedhof der Saint-Boniface Cathedrale. Hier wurde Louis Riel nach seiner Hinrichtung in Regina, Saskatchewan im Jahr 1885 bestattet. Sein Grabstein steht am nördlichen Rand des Friedhofs, wo eine Tafel über sein Leben und sein Vermächtnis informiert. Jedes Jahr am 16. November, dem Todestag von Louis Riel, findet an der Grabstätte eine feierliche Zeremonie statt. Im Sommer kann man den Friedhof im Rahmen einer Führung durch die Kathedrale besuchen, die vom Saint-Boniface Museum angeboten wird.


Louis Riels Grabstein auf dem Friedhof der Saint-Boniface Cathedrale - Credit: Travel Manitoba

Als Hüter des frankophonen Erbes sowie der Kultur der Métis ist das Saint-Boniface Museum ein Muss für alle, die sich mit der Geschichte von Louis Riel auseinander setzen möchten. Es befindet sich in einem der ältesten Gebäude der Stadt, das ursprünglich ein Kloster der Grauen Nonnen (Sisters of Charity) war und später als Krankenhaus und Schule genutzt wurde. Heute findet man dort jede Menge Geschichte und Kunst, darunter eine Dauerausstellung über Louis Riel, in der wichtige Artefakte aus seinem Leben ausgestellt sind. Vor dem Gebäude steht eine zweite Skulptur des Anführers der Métis. Die Bronzebüste wurde 1989 vom lokalen Künstler Réal Bérard geschaffen und zeigt Louis Riel mit stolzen und starken Gesichtszügen.


Louis Riel Denkmal am Saint-Boniface Museum - Credit: Travel Manitoba

Die Saint-Boniface Heritage Gardens liegen ein paar Straßenblocks weiter nördlich. Sie wurden 2018 auf dem Vorplatz der Erzdiözese Saint-Boniface von zwei Frauen der Métis, Janelle Fillion und Candace Lipischak, angelegt. Der Garten ist eine Hommage an wichtige Persönlichkeiten der frankophonen Geschichte Manitobas, darunter Louis Riel.


Auf der Esplanade Riel Brücke überquert man nun den Red River und gelangt zu The Forks. Seit über 6.000 Jahren ist die heutige National Historic Site ein wichtiger Treffpunkt für Menschen der Region. Sie war während der Zeit des Pelzhandels und des von Riel angeführten Aufstandes der Red River Widerstandsbewegung in den Jahren 1869/70 aber auch ein Ort großer Konflikte.


Esplanade Riel Brücke über den Red River - Credit: Paul Felix Zyron

Nur ein paar Schritte hinter The Forks liegt auf der anderen Seite der Main Street der Upper Fort Garry Provincial Park. Ein einziger steinerner Zugangsweg ist alles, was von der großen Pelzhandelsfestung übriggeblieben ist, die einst auf diesem Gelände stand. Die rund 120 Meter lange Heritage Wall entspricht den Ausmaßen der ursprünglichen Westwand des Forts, das in den 1880er Jahren abgerissen wurde. Dieses stählerne Kunstwerk stellt mit einer Zeitachse die Geschichte Westkanadas dar, darunter die Geschehnisse rund um Louis Riel und die Entscheidung, Manitoba in die kanadische Konföderation aufzunehmen.


Heritage Wall im Upper Fort Garry Provincial Park - Credit: Heritage Wall_Credit Tyler Walsh/Tourism Winnipeg

Einen kurzen Spaziergang weiter findet man eine weitere Skulptur von Louis Riel. Nach einer gequälten und einer stolzen Variante zeigt die Statue auf dem Gelände des Parlamentsgebäudes Louis Riel nun als Vater der Konföderation. In dieser Darstellung von Miguel Joyal aus dem Jahr 1996 steht er stattlich, groß und stark da. Die drei völlig unterschiedlichen Denkmäler in Winnipeg zeigen, wie divergent Louis Riel in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde und wird.


Louis Riel Denkmal auf dem Gelände des Parlamentsgebäudes in Winnipeg - Credit: Xing Wu/Tourism Winnipeg

Zwei weitere wichtige Stätten befinden sich näher an den Stadträndern. In St. Vital kann man die Riel House National Historic Site besuchen, wo einst Louis Riels Mutter lebte - er selbst bewohnte das Haus nur für kurze Zeit. Es stammt aus den 1880er Jahren und ist ein typisches Beispiel für den Baustil aus der Zeit der Red River Kolonie. Heute ist es ein Museum, in dem man im Sommer von Guides in zeitgenössischen Kostümen empfangen wird. Diese führen durch das authentisch eingerichtete Haus und informieren über die Lebensweise des 19. Jahrhunderts.


Riel House National Historic Site - Credit: Travel Manitoba

Weiter südlich in St. Norbert markiert ein Denkmal den Ort, an dem im Jahr 1869 der Widerstand der Red River Bewegung begann. Hier blockierte eine Gruppe von Métis die Arbeit der Regierungsbeamten, was schließlich zu den von Louis Riel geführten Verhandlungen und zur Gründung der Provinz Manitoba führte.


Weitere Informationen gibt es unter www.travelmanitoba.com.

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