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Vom Delta zum Arktischen Ozean - auf dem Inuvik-Tuktoyaktuk Highway ans Ende der Welt


Inuvik-Tuktoyaktuk Highway - Credit: Kristian Binder/NWTT
Inuvik-Tuktoyaktuk Highway - Credit: Kristian Binder/NWTT

Es gibt Straßen, die von A nach B führen – und es gibt Straßen, die eine Geschichte erzählen. Der Inuvik–Tuktoyaktuk Highway ist eine von ihnen. Eine Verbindung zwischen zwei Welten im hohen Norden der Northwest Territories: dem lebendigen Inuvik, das wie ein farbiges Mosaik im Mackenzie-Delta liegt, und dem kleinen, faszinierenden Tuktoyaktuk am Arktischen Ozean. Dazwischen: eine Landschaft, die sich endlos ausbreitet, geformt von Tundra, Himmel und einer tiefen Stille, die alles in sich trägt.


Inuvik: wo das Delta Geschichten erzählt


Wer in Inuvik ankommt, spürt sofort den Pulsschlag der westlichen Arktis. Die Stadt gilt als Metropole des Mackenzie-Deltas – ein Ort, an dem Kultur, Kreativität und Geschichte zusammentreffen. Ein idealer Einstiegspunkt ist das Western Arctic Regional Visitor Centre. Es zeigt Flora, Fauna und die Lebensweise der Region in einer museumsgleichen Ausstellung und vermittelt, wie stark Landschaft und Kultur hier miteinander verwoben sind.


Nicht weit entfernt erhebt sich eines der meistfotografierten Gebäude des Nordens: die Iglu-Kirche. Seit 1960 prägt sie das Stadtbild, geziert von Malereien der Inuvialuit-Künstlerin Mona Thrasher – ein Ort, an dem Kunst und Architektur zu einem eigenständigen Wahrzeichen verschmelzen.


Entlang der Mackenzie Road laden kleine Geschäfte zum Stöbern ein. Inuvik ist bekannt für seine Souvenirläden – voller Kunstwerke der Gwich’in und Inuvialuit, Ulu-Messer in Halbmondform, perlenbesetzte Fäustlinge und Parkas im Mother-Hubbard-Stil mit imposanten Fellkapuzen. All das erzählt von Handwerkstraditionen, die bis heute fester Bestandteil des Alltags sind.


Nur wenige Minuten außerhalb der Stadt, rund um den Boot Lake führen Pfade durch lichte Wälder; vom Aussichtsturm im Jak Territorial Park reicht der Blick weit über das verzweigte Delta – ein Labyrinth aus Wasserwegen, das gleichzeitig Lebensraum und Geschichtsraum ist.


Im Sommer verwandelt sich Inuvik in ein kreatives Zentrum. Das Great Northern Arts Festival bringt Hunderte Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Polarwelt zusammen und lässt die Stadt zu einem kulturellen Treffpunkt werden, der weit über die Region hinausstrahlt.


Und wenn die Mitternachtssonne wochenlang nicht untergeht, entsteht ein Licht, das Tage und Nächte miteinander verschmelzen lässt – ein Gefühl von Zeitlosigkeit, das typisch für diese Region ist.

 



Zwischen Delta, Bergen und Meer – die Wege aus Inuvik


Inuvik ist Ausgangspunkt vieler Erlebnisse, die tief in die Landschaft hineinführen. Eine Bootsfahrt durch das Mackenzie-Delta eröffnet Einblicke in Geschichten aus Zeiten, in denen Menschen noch als Nomaden lebten und dem Wandel der Jahreszeiten folgten. Der Kapitän kennt die Lagunen, die Tierwelt und die traditionellen Jagd- und Fischercamps – Spuren eines Lebensstils, der bis heute nachhallt.


Wer dem Ruf der Straße in Richtung Süden folgt, fährt über den Dempster Highway bis zum Polarkreis. Es ist eine Route durch Gwich’in-Gemeinden, über breite Flüsse und hinauf in die Richardson Mountains – eine Region, in der Adler, Wölfe, Elche und Grizzlybären zu Hause sind.


Andere lassen sich von der Luft tragen: Ein Flug nach Herschel Island eröffnet Ausblicke auf die Küste des Arktischen Meeres, wo Robben, Wale und seltene Vögel leben. Die historischen Gebäude und die Walfanggeschichte erzählen von einer Zeit des Aufbruchs und der Begegnung – und manchmal lassen archäologische Ausgrabungen Vergangenheit greifbar werden.


Doch der vielleicht eindrucksvollste Weg beginnt direkt vor den Toren der Stadt: der Inuvik–Tuktoyaktuk Highway.




Ein Highway, der zwei Welten verbindet


Eröffnet im November 2017, gilt der Inuvik–Tuktoyaktuk Highway als Meisterwerk nordischer Ingenieurskunst. Lokale Teams begannen einst von beiden Gemeinden aus mit dem Bau, trafen sich schließlich in der Mitte und schufen eine Verbindung, die das Reisen zwischen Delta und Arktischem Ozean revolutionierte. Die 138 Kilometer führen über einen aufgeschütteten Damm – ein Schutz gegen die Herausforderungen des Permafrosts – durch hügelige Tundra, die je nach Saison Farben von Gold bis Violett trägt.


Entlang der Route liegen Beerenfelder, Hügelketten und weite Ebenen, in denen Füchse, Zugvögel oder Karibus auftauchen können. Der Himmel wölbt sich in einem fast unwirklichen Licht über die Straße, die wie ein Band wirkt, das sich in die Landschaft legt.

Mit jeder Kurve nähert sich die Reise einem Ort, der bislang nur über das Meer oder den Winterweg erreichbar war: Tuktoyaktuk.


Tuktoyaktuk: Land of the Pingos


Tuktoyaktuk – oder kurz: Tuk – ist eine kleine, stolze Inuvialuit-Gemeinschaft an der Kugmallit Bay. Wer die Stadt erreicht, betritt nicht nur die nördlichste Küstengemeinde der Northwest Territories, sondern eine Welt, die vom Meer, vom Eis und von Traditionen geprägt ist.


Schon vom Highway aus sichtbar: die Pingos. Diese gefrorenen Erdhügel sind ein Naturphänomen, das hier so häufig vorkommt wie sonst kaum irgendwo. Der größte unter ihnen, Ibyuk, ist 15 Stockwerke hoch und damit der höchste Pingo Kanadas – ein Wahrzeichen, das wie ein Monument aus vergangener Zeit wirkt.


Stadttouren führen zu den Überresten der DEW Line Site aus dem Kalten Krieg, zum historischen Segelschiff Lady of Lourdes und zu traditionellen Grassodenhäusern, die an frühere Wohnformen der Inuvialuit erinnern. Jede Station erzählt ein Stück der Geschichte einer Kultur, die sich an extreme Bedingungen angepasst hat und dabei ihre Identität bewahrte.


Und dann ist da der Arktische Ozean. Kühl, weit, unendlich. Keine Reise in die westliche Arktis wäre komplett, ohne zumindest einen Zeh – oder den ganzen Körper – ins Meer zu tauchen. Ein Foto davon ist fast schon ein inoffizieller Nachweis: ohne Beweisbild ist es nie passiert.




Eine Reise zwischen Licht, Land und Menschen


Der Inuvik–Tuktoyaktuk Highway ist weit mehr als eine Straße. Er ist eine Verbindung zwischen zwei Orten, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten – und doch untrennbar miteinander verbunden sind. Inuvik mit seinem kreativen Puls, Tuktoyaktuk mit seiner stillen Macht und dem Blick aufs offene Meer. Dazwischen eine Landschaft, die ihre eigene Geschichte schreibt, geprägt von Tundra, Himmel und den Spuren jener, die hier seit Generationen leben.


Wer diese Route bereist, begegnet einer Region, die gleichzeitig rau, kraftvoll und voller Wärme ist. Ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen – und an dem jede Kurve ein neues Kapitel eröffnet.

 

Credit: Kristian Binder/NWTT
Credit: Kristian Binder/NWTT

Weitere Informationen über die Northwest Territories gibt es unter www.spectacularnwt.de.

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