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AutorenbildNele Remstedt

Der Schneekönig und seine Burg

Das SnowKing Winter Festival in Kanadas Northwest Territories

Credit: Snowkings' Winter Festival

Kurz bevor Yellowknifes berühmte Schneeburg ihren letzten Schliff erhielt, wandte sich ein kleiner Junge aus der Gegend an Anthony Foliot, auch bekannt als der SnowKing oder zu deutsch Schneekönig, und überreichte ihm ein Geschenk. „Es war ein Stück der Burg vom letzten Jahr, und er erzählte, dass er es das ganze Jahr über in der Tiefkühltruhe seiner Mutter aufbewahrt hatte“, berichtet Foliot.  Er und sein Team beschlossen, dass mit dem Geschenk des Jungen etwas Besonderes gemacht werden musste, und formten zwei Hände aus Eis, um das Stück zu halten. Es wurde zu einem festen Bestandteil der Burg – ein Symbol für die Kontinuität des SnowKing Winter Festivals, einer der ältesten und beliebtesten Traditionsveranstaltungen in den Northwest Territories.


Wie alles begann

Foliot ist oft auf einer der Bänke im Innenhof der Burg zu finden – unverkennbar durch seinen klassischen weißen SnowKing-Bart und dem leuchtend blauen Overall. In der Nähe sausen Kinder die Mini-Schneerutsche hinunter und klettern an einem Seilnetz. Eine längere Rutsche mit zwei Rutschbahnen befindet sich direkt hinter ihnen.


Das Snowcastle floriert seit über 20 Jahren. „Jedes Jahr wollen wir es besser und größer machen“, sagt Foliot. Die erste Burg war eine bescheidene Konstruktion, die er für seine Kinder baute. Sie erwies sich allerdings als so beliebt, dass sie zu einer lokalen Tradition und über die Jahre zu einem alljährlichen Event wurde, das Besucher aus ganz Kanada und weit darüber hinaus anzieht.


Anthony Foliot alias der SnowKing - Credit: Snowkings' Winter Festival

Winterliche Kulisse

Die Gestaltung der eisigen Burg ändert sich jedes Jahr: Es ist ein wahrer Palast mit mehreren Räumen, einem Café, einem VIP-Bereich, einer Bühne und einem Innenhof. Die Burg wird auf dem dick zugefrorenen Great Slave Lake, direkt vor Yeelowknifes lebhaften Woodyard- Viertel und neben Foliots leuchtend blau-gelben Hausboot errichtet.


Die kunstvolle Burg ist von funkelnden Schneeskulpturen umgeben, und der vereiste Parkplatz erstreckt sich in Richtung weiterer Hausboote, die in der Yellowknife Bay festgefroren sind.


Ein kleiner Junge rennt auf Foliot zu, um ihm eine High Five zu geben. Andere Kinder grüßen schüchtern, mutigere können es sich nicht nehmen lassen ihn zu umarmen. Der Stolz des Schneekönigs ist offensichtlich. „Ich gebe meiner Gemeinde viel zurück“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.


Über den SnowKing höchstpersönlich

Foliot zog mit einer abgeschlossenen Ausbildung im Baugewerbe in der Tasche vor mehr als 35 Jahren nach Yellowknife. Damals wie heute arbeitet er saisonal und verdient sein Geld im Sommer mit Frachttransporten auf dem Great Slave Lake. Jetzt ist seine Winterbeschäftigung der Bau und die Verwaltung der beeindruckenden Eisburg – und dafür ist er auch am meisten bekannt.


„Das Schöne daran, auf meinem Hausboot zu leben und keine Miete zu zahlen, ist, dass ich nicht jeden Cent umdrehen muss“, sagt er. „Die meisten Mitarbeiter hier sorgen dafür, dass sie sich im Januar und Februar freinehmen können, um an diesem Projekt mitzuwirken.“ Und das ist trotz der vielen Händen wahrlich keine leichte Aufgabe!


Was es zum Errichten des Winterkönigreichs braucht

Die Crew besteht aus 15 Vollzeit-Mitarbeitern, die von weiteren Handwerkern und Schnitzern an Wochenenden oder nach Feierabend unterstützt werden. Fünf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, zwei Monate lang schuftet das Team, um die eisigen Wände hochzuziehen. Laut Foliot ist es die langjährige Erfahrung seiner Crew, die es ermöglicht, die Schneeburg Jahr für Jahr über sich hinauswachsen zu lassen. Er ermutigt seine Mitarbeiter ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.



Einige Besonderheiten, die so entstanden, sind beispielsweise verschnörkelte Schnitzereien, kristallene Fenster, eine Bar aus poliertem Eis, Eisskulpturen, ein riesiger Drachenkopf, der den Burghof vervollständigt – und natürlich die Rutschen. „Die Rutsche letztes Jahr war schon gut“, erzählt Foliot „, aber Avalanche Kid“ – einer der Mitarbeiter, die alle einen schneereichen Spitznamen tragen – „wollte unbedingt noch einen draufsetzen und hat sich dieses Jahr richtig ins Zeug gelegt.“



Im Jahr 2016 ragte die Rutsche dann fast bis zur Höhe der Burgmauern hinauf, wobei man beim Warten auf der Plattform vor der Rutsche einen kaum zu übertreffenden Blick auf die Yellowknife Bay hatte. Zwei parallele Rutschen führten unter einer Brücke hindurch, von der man optimal actionreiche Aufnahmen von der Rutschpartie schießen konnte. Die Bahnen führten dann in entgegengesetzte Richtungen und beförderten die vergnügt jauchzenden Fahrer auf den eisigen Boden den Innenhofs. Rutschen auf eigene Gefahr!



Mit der Brücke und allem, was dazugehörte, war dies ein Kunststück, von dem selbst Foliot sagt, dass er nicht wusste, ob es gelingen würde. Aber mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung gelingt es der Crew immer wieder, Yellowknife in ein königliches Winterreich zu verwandeln.


„Das Team ist seit vielen Jahren dasselbe“, erzählt Foliot. Joe Snow sei seit 12 Jahren dabei, Avalanche Kid seit 8 Jahren und Baron Von Blizzad und Snowbird seit etwa fünf Jahren. Dank ihrer daraus resultierenden Erfahrungen, sind sie gut ein gut eingespieltes Team und ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, jedes Jahr über sich hinauszuwachsen.


Yellowknifes SnowKing Winter Festival

Das alljährliche SnowKing Winter Festival in Yellowknife findet den ganzen März über statt. Neben den Eisskulpturen und Rutschen können sich die Besucher auf Kunstausstellungen, eine Vielzahl von Musik- und Tanzaufführungen, Comedy-Shows und vieles mehr freuen.



Weitere Informationen über die Northwest Territories gibt es unter www.spectacularnwt.de.

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